Energiemarktbericht

Stand: Mitte Juli 2024

Strommarkt: Trendwende und vorsichtige Entspannung

Die geopolitischen Konflikte in der Ukraine und besonders in Israel markierten ab Februar im Strommarkt eine Trendwende: weg vom fallenden Markt hin zu einer bullishen Marktphase. Kursanstiege an den globalen Kohlemärkten sowie der Emissionszertifikate sorgten dafür, dass am Strommarkt der Frontjahreskontrakt 2025 an acht Tagen oberhalb der 100-Euro-Marke gehandelt wurde und am 27.05.2024 im bisherigen Jahreshoch bei 101,15 €/MWh schloss.

Neben Preiseinflüssen, die mit internationalen Ereignissen und europäischen Fundamentaldaten zusammenhingen, hat in den vergangenen Monaten die Marktpositionierung von spekulativen Marktteilnehmern an den Gas- und EUAs-Märkten ebenfalls eine wichtige Rolle gespielt. Große Short Positionen bei den EUAs wurden durch den Rückkauf fast vollständig abgebaut.

Da der Strommarkt leider nicht für sich allein steht, sondern sich mit seinen Partnermärkten bewegt, sorgte diese Kaufkraft auch im Strom für den Preisanstieg, welcher seit Juni jedoch vorerst beendet zu sein scheint. Seitdem übernehmen mehr und mehr fundamentale Einflüsse den Markt und diese könnten kaum besser sein: die Versorgung mit erneuerbaren Energien ist hoch, absolute Spitzenwerte bei der Wasserkraftproduktion werden erreicht, das Ausbleiben von Hitzewellen lässt die Nachfrage auf Norm, Kohlelager sind gefüllt, eine hohe Verfügbarkeit von Kraftwerkskapazitäten im In- und Ausland sowie sehr gut gefüllte Gasspeicher sorgen für Entspannung und lassen die Preise langsam abwärts wandern. Jedoch ist diese Erholung nicht gefestigt und bereits kleine Meldungen führen zu Nervosität im Markt. 

Gasmarkt: Stetige Wachsamkeit

Im zweiten Quartal stiegen die Gaspreise entlang der gesamten Terminkurve und am Spotmarkt sehr energisch an. Starke Aufwärtsbewegungen im April und in der zweiten Maihälfte sorgten für einen Anstieg des Frontjahreskontrakt 2024 im Marktgebiet THE um fast 21% von 32,16 €/MWh auf 38,86 €/MWh.

Am Spotmarkt stieg der THE-H Day-Ahead Kontrakt seit Ende März um 7 €/MWh oder 25,85% auf 34,10 €/MWh an. Eine wichtige Rolle bei diesen Bewegungen spielten charttechnische Marken und Spekulanten. An der Börse ICE wurden spekulative Long Positionen in den Gas TTF- Futures massiv aufgebaut, was für viel Nachfrage sorgte. Zusätzlich gab es aus fundamentaler Sicht auch Auftrieb, da die Angebotsseite immer wieder unter Druck geriet.

Eine Hitzewelle im asiatischen Raum sorgt weiterhin für viel Konkurrenz um LNG, Ausfälle an wichtigen globalen LNG-Förderpunkten sowie auch Ausfälle unserer Hauptversorgung aus Norwegen ließen die Händler zunächst nicht zur Ruhe kommen. Aber simultan zum Strommarkt, ist auch im Gas seit Anfang Juni etwas Entspannung eingekehrt. Jedoch führte die Entspannung nicht zu signifikanten Preisrückgängen, sondern eher zu einer sehr langsam abfallenden Seitwärtsbewegung. Dies lässt darauf schließen, dass der Markt sich in einer stetigen Wachsamkeit befindet und besonders Meldungen zur Angebotsseite sehr genau verfolgt. Kleine Meldungen, welche die Angebotsseite betreffen, reichen aus und die Preise bewegen sich erneut nach oben. Obwohl sich die europäischen Märkte aufgrund der sehr gut gefüllten Gasspeicher über diesen Winter wirklich keine Sorgen machen müssen, legt der Markt seine Grund-Nervosität nicht ab.